Warum mach ich das nochmal genau??

Wessen Idee war das?
Wessen Idee war das?

Raus aus der Badewanne. Ab auf die Piste. Nach 4 Tagen Pause fällt mir das Wandern ziemlich schwer. Es fühlt sich an wie ein Montag nach einem, nennen wir es erlebnisreichem Wochenende. Startschwierigkeiten. Ich kenne niemanden der Montage mag. Menschen die Montage mögen sind mir auf Anhieb suspekt, unsympathisch. Aber das ist ein anderes Thema. Hier dreht sich alles ums Wandern. 

Hanmer Springs/Boyle nach Arthurs Pass Village

Zunächst mussten wir per Anhalter zurück zum Trail. Daumen raus. Insgesamt standen allerdings fünf Hiker am Highway. Das könnte somit etwas dauern war die Befürchtung. Stattdessen hielt ein nagelneuer Reisebus mitten auf der Strasse und sammelte uns alle ein. Optimal.

Highlight dieser Passage war unter anderem ein natürlicher Hot Pool. Diesen galt es allerdings mit vorsichtig zu genießen, da dort Meningitis verursachende Bakterien drin rumschwimmen, die scheinbar über die Nasenschleimhäute übertragen werden. Tauchen verboten. Trotzdem sehr entspannte zehn Minuten mit anschließender Abkühlung im Fluss. Als ich am nächsten Tag alleridngs Kopfschmerzen bekam wurde ich leicht panisch. Wer mich kennt weiß, dass das so gar nicht meine Art ist.

Kurz vor Arthurs Pass Village erreichten wir einen recht anspruchsvollen Abschnitt, den Deception Mingha Track. Das Department of Conservation kurz DoC, was für Department of Clowns steht, rät diesen Track besonders bei schlechtem Wetter zu umgehen. Hab ich erst im nachhinein gelesen. Wir also rein. Der Track besteht eigentlich aus zwei Flüssen, die mehr oder weniger den Track darstellen. Man wandert quasi im Fluss. Stellenweise muss man kleine Wasserfälle raufklettern. Klingt alles ganz spannend und witzig, man darf dabei aber nicht vergessen, dass wir alle schwere Rucksäcke tragen, die speziell das Klettern erschweren. Besonders knifflig wurde es als der Track an einer vier Meter hohen Abrisskante stoppte. Als ich runterblickte entdeckte ich das Seil zu meiner linken Seite. Wir mussten also mit Rucksack da runter. Gar nicht so einfach aber machbar. Die letzte im Bunde an diesem Tag war ein jüngeres deutsches Mädchen, die vor dieser Kletterpartie bereits bei einer Flussdurchquerung zum Taucher wurde. Als sie am Seil hing verlor sie irgendwie den Halt und die Kontrolle und befand sich schlagartig in einer unorthodoxen waagerechten Position. Sie hielt sich nur noch mit einem Arm am Seil fest. Ich kletterte also schnellstmöglich ohne Rucksack wieder halb rauf, suchte irgendwo halt und Griff ihren zweiten Arm. Währenddessen kam Yukon Ben und versuchte von unten ihre Beine wieder in Position zu bringen. Als sie ansatzweise wieder halt gefunden hatte konnten ich ihren Rucksack lösen und nach unten weiterreichen. Das war relativ knapp. Ein Sturz aus der Höhe hätte unschöne Folgen gehabt. Teilweise ist diese Wanderung alles andere als sicher. Es gab genug Abschnitte wo ein falscher Schritt definitiv zu schweren Verletzungen oder mehr geführt hätte. Erfahrene Wanderer, die bereits die großen Wanderwege in den USA absolviert haben, sagten mir, dass Trails wie diese in den Staaten nie freigegeben werden würden. Bisher ist alles gut gegangen. Toi Toi Toi.

Arthurs Pass nach Tekapo

Ausgebüchst
Ausgebüchst

In Arthurs Pass wurde nicht gefaulenzt. Es ging direkt am nächsten Tag weiter. Allerdings erwischte ich einen späten Start und erreichte die angepeilte Hütte nach kurzen 17 Kilometern um kurz vor fünf. Irgendwie hatte ich aber das Bedürfnis weiter zu wandern. Ausserdem musste wir zwei Tage später von einem sehr abgelegenen Fleckchen nach Methven per Anhalter gelangen, um einen Fluss zu umgehen, was mit einer grossen Gruppe recht schwierig ist. Nach einem kurzen Snack entfloh ich also meiner Gruppe und machte mich spät auf den Weg zum 18km entfernten Harper Village Campingplatz, den ich dann gegen 21uhr erreichte. Alleine ist man aber nie. Am nächsten morgen steckte ich in der nächsten Gruppe. Mit dieser ging es dann nach Methven und von dort mit dem Schulbus auf die andere Seite des unpassierbaren Flusses. Nach 24Stunden in dieser Gruppe wusste ich alles. Trail-Gossip vom Feinsten. Wer mit wem, dies das und Gefühlsdramen. Ich verließ die Gruppe wieder, wanderte eine Hütte weiter und traf dort auf Matt und Lucyann. Mit den beiden durchquerte ich am darauffolgenden Tag den zweiten unpassierbaren Fluss, nachdem uns einige gen Norden wandernde Hiker versichert hatten es wäre kein Problem. Wars auch nicht. Lediglich Lucyann geriet etwas in Panik. Aber pssssssst. He...alles ist gut. Der Papa ist ja da. Ein Video belegt meinen Heldenmut. Ganz großes Tennis. 


Das war der bisher längste Tag. Satte 42km haben wir zurückgelegt. Ich hab also fast einen Marathon gewandert. 12 Stunden ist allerdings eine ziemlich miserable Zeit. Am darauffolgenden Tag verließ ich die beiden erst einmal wieder und machte mich alleine auf den Weg zum höchsten Punkt des Te Araroas, dem Stag-Saddle. Oben angekommen bot sich mir die Möglichkeit den zu meiner rechten gelegenen Beuzenberg-Gipfel zu erklimmen und von dort den Gerbirgskamm entlang Richting Tal zu wandern. Das sollte sich lohnen. Vom 2070 Meter hohen Gipfel aus hatte ich eine grandiose Aussicht. Gänsehaut. Bekomm ich sonst lediglich von Schnaps. Links erstreckte sich Lake Tekapo und der Horizont bestand aus einer schneebedeckten Gebirgskette inklusive des grössten Bergs Neuseelands, Mount Cook. Lecker. Vom Glück beseelt ließ ich die nächste Hütte direkt hinter mir, machte 38km Strecke und hatte am nächsten Tag entspannte 20km nach Tekapo City. Burger und Bier. 


Neue Leude Leude Leude
Neue Leude Leude Leude

Tekapo – Queenstown

I want to ride my bicycle....
I want to ride my bicycle....

Der nächste Abschnitt bestand aus lästigen 85km Strasse. Ich wartete einen Tag auf meine alte Gruppe und es ging per Bike zunächst nach Twizel und dann weiter nach Lake Ohau. Dort sammelte uns der Fahrradverleih wieder ein und brachte uns zurück nach Twizel. Hier begang ich denselben Fehler zum zweiten Mal. 4 Tage Pause. Ich lern nicht dazu. Als es weitergehen sollte war meine Motivation gen Null. Nicht mal ein Ausflug zum Mount Cook konnte meine Wanderslust wieder erwecken. Ich hatte absolut keinen Bock mehr. Nur noch 425km bis Bluff. So kurz vorm Ziel und ich war kurz vorm aufgeben. Nun ist es Arbeit. Im Grunde war es das die ganze Zeit.  Es wäre so leicht einfach aufzuhören. Etienne war erschrocken als ich ihm das erzählte. Er wollte davon nichts hören.....

An dieser Stelle habe ich das Schreiben unterbrochen, um mich mit Etienne auf ein Bierchen zu zteffen. Viel ist von dem Abend nicht hängen geblieben. Dazu später.

Mt. Cook
Mt. Cook

Alles Jammern hilft ja nichts. Es ging also weiter von Lake Ohau in Richtung Wanaka. Breasthills. Klingt viel versprechend und laut unserer Track-Notes ein TA-Highlight. Wobei man dazu sagen muss, dass die Track-Notes, speziell die Zustände der Trails betreffend, oftmals vollkommen daneben liegen. In diesem Fall stimmte jedoch alles. Sogar der als äußerst schwierig und steil beschriebene Anstieg zur Stody-Hütte, was mich allerdings nicht sonderlich erfreute. Kein Maggie mehr in den Beinen und keine Lust. Das brennt. Danach ging es zum Glück gemässigt weiter aufwärts zum versprochenen Highlight, dem Breasthill-Summit. Die Aussicht war die Mühe definitiv wert. Ich hatte mir zur Aufmunterung für gewisse Etappenziele Premiumschomoriegel eingepackt. Hier gab es direkt zwei: Snickers und KitKat. Jiha


Breasthills und Wanaka-Tree
Breasthills und Wanaka-Tree

Von dort gings dann weiter nach Wanaka. Hier wurde ersz gar nicht lange pausiert. Nochmal passiert mir dieser Fehler nicht. Es ging direkt weiter in den nächsten Gebirgsabschnitt. Dieser machte mir regelrecht Angst. Insgesamt galt es 5 Gipfel zu erklimmen. Dies bedeutete jedesmal zirka 500m rauf und runter. Also Höhenmeter. Tag 2 in diesem Abschnitt hielt drei dieser sympathischen Kletterpartien für uns bereit. Ich war froh als wir am dritten Tag unseren voraussichtlich letzten ernstzunehmenden Berg erklommen hatten und im kleinen Goldgräberstädtchen Arrowtown unser Nachtquartier bezogen. Belohnungsburger. Am Tag darauf gings nach Queenstown. Und was da so passierte erfahrt ihr in der nächsten Folge von: Wandersfrust - Katerwandern


Die fünf Wadenbeißer
Die fünf Wadenbeißer

Das Spendenkonto füllt sich weiter. Langsam aber stetig. Sehr gut. Vielen lieben Dank an alle Spender. Weit ists nicht mehr. Teilt diese Aktion bitte ein letztes mal in allen euch zur Verfügung stehenden sozialen Netzwerken. TippiToppi Geilianer. Beste Grüße


Nils